Friedhof in Weipert


Weipert hat wohl einen der schönsten Friedhöfe in Tschechien. Die Gruften und Gräber zeugen vom Reichtum der ehemaligen Weiperter Oberschicht. Einige Gruften und Gräber werden von Nachkommen sorgfältig gepflegt, auch wurden einige ehemalige Weiperter in den letzten Jahren in den Gräbern der Vorfahren beigesetzt. 2005 habe ich eine ältere Dame mit ihrem Enkel bei der Grabpflege beobachtet. Der Enkel sagte mir, sie kommen 3-mal im Jahr aus 200 km Entfernung zur Grabpflege. Bei diesen Grabbesuchen erhalte er Nachhilfe in Heimatkunde, Familienkunde und Geschichte. Ich hatte den Eindruck, er fährt gerne nach Weipert.
Der Friedhof wurde am 1. Oktober 1908 als kommunaler Friedhof eröffnet, er steht allen Verstorbenen offen. Beerdigungen vor der Friedhofsmauer gab es nicht mehr. Bei der Eröffnung waren der Bürgermeister, Stadträte und Pfarrer Pietsch (evangelisch) anwesend. Ein katholischer Priester ist in der "Geschichte der Stadt Weipert" nicht aufgeführt. Am Nachmittag wurde der Gewehrfabrikant Bittner als erster auf dem neuen Friedhof begraben. Der Friedhof wurde vom Stadtbaumeister Petermann angelegt, ein Schwiegersohn des verstorbenen Bittner.
Leider verfallen viele Gruften und Gräber, die Nachkommen der Oberschicht haben kein Interesse. 2006 hatte ich Besuch, er reiste um die halbe Welt, er fuhr mit dem Auto bis Bärenstein, ging über den Grenzübergang, sah Weipert, bekam Angst wegen einiger herumstehender Personen und kehrte um. 9000 km geflogen, einen Kilometer vor dem Friedhof war Schluss, schade!
In Deutschland wird das Grabrecht meist auf 10 - 20 Jahre gegen Gebühr vergeben. Wird das Grabrecht nicht verlängert, wird das Grab aufgelöst, eingeebnet und neu vergeben. Die Gräber in Weipert existieren seit mehr als 70 Jahren. Die Erhaltung und Pflege ist eine Ehrenpflicht der Nachkommen und gehört nicht zu den Aufgaben der Stadt Weipert. Eine Aufgabe der Stadt Weipert ist aber aber die Entfernung von Gras und Unkraut (nicht nur zum Heimattreffen in Bärenstein) auf den überwucherten Wegen.

Eine merkwürdige Todesanzeige aus der "Neuen Weiperter Zeitung".

Selbstanzeige
Ich setze hiermit eine werte Bewohnerschaft von Weipert, Bärenstein und Umgebung in Kenntnis, daß ich auf die Ausübung der ärztlichen Praxis gänzlich verzichte, da ich mich zum Sterben lege. Aus diesem Anlaß danke ich all Jenen, die mir im Laufe der Jahrzehnte in ärztlichen Angelegenheiten ihr Vertrauen geschenkt haben. Ganz besonders gilt dieser Dank jenen liebenswerten Familien, in denen ich über ein Menschenalter als ärztlicher Ratgeber tätig sein konnte.
Auch nehme ich hiermit Abschied von meinen Freunden und Bekannten. Mein Körper wird nicht verbrannt; wärs des Schöpfers Wille, würde er dies in idealer Weise selbst besorgen. Das Begräbnis findet von der Friedhofskapelle aus statt; dasselbe sei einfach, ohne Kranz, ohne Grabrede. Wünsche in der fortlaufenden Gräberreihe begraben zu werden. Begleitung an Arbeitstagen nicht erwünscht. Den mich zur letzten Ruhe doch Begleitenden sage ich hiermit im voraus meinen herzlichen Dank, eine andere Danksagung erfolgt nicht.
Weipert 7.Juni 1924                  Dr.Illner, Stadtarzt.

Dr. Illner war ein Wohltäter für die arme Bevölkerung, er hat viele Menschen unentgeltlich behandelt und oft sogar die Medizin bezahlt. Sein letzter Wille wurde nicht erfüllt, er erhielt ein Ehrengrab! Er starb am 29.Juni 1924 und wurde am 2.Juli 1924 bestattet.



Die Gräber der 3 Weiperter Ehrenbürger.
Links: Stadtarzt Dr. Illner.
Mitte: Anton Wenzel Schmidl, Bürgermeister.
Rechts: Michael Luft, Volksschuldirektor. Verfasser der "Geschichte der Stadt Weipert".

Die Pohl-Gruft und die Buntmetalldiebe

Pohl-Gruft

Bild vom: 19.10.2007

Bild vom: 22.05.2010.



Die Gebrüder Pohl waren Wohltäter für Weipert.
Sie stifteten 1891 das Krankenhaus, 1893 die Schule in Weipert Grund, 1910 das Siechenhaus.
Leider treiben Buntmetalldiebe auf dem Friedhof ihr Unwesen!
Die Statue der Pohl-Gruft (Schmidl Julius Wenzel) wurde vor dem 22.05.2010 gestohlen. Dazu sind mehrere Täter und ein Transportfahrzeug notwendig. In Tschechien ist keine Kirche und kein Friedhof vor Dieben sicher!



"Wer sich seiner Vorfahren rühmt, ist wie eine Kartoffel, der beste Teil liegt unter der Erde!"

Pilz-Gruft, "der müde Wanderer"
Der Wanderstab vom "Müden Wanderer" ist schon lange verschwunden.

Gruft k.k.Postmeister Schmidl und Ehefrau

So sollte eine Gruft nicht aussehen (2010)




1970 wurde mit dem Bau des Preßnitz-Stausees begonnen. Dieser Stausee versorgt das Egertal mit Trinkwasser. Preßnitz wurde eingeebnet, die Verstorbenen vom Friedhof Preßnitz nach Weipert umgebettet. Die Preßnitzer-Gräber befinden sich im hinteren Teil des Friedhofes.





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